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100 Jahre Theresienklinik Würzburg
Was bedeutet es für einen Orden, eine Klinik zu betreiben?Friedrich: Wichtig ist für uns als Ordensgemeinschaft, dass wir in unseren Krankenhäusern den Menschen, die zu uns kommen, medizinisch und pflegerisch optimal beistehen. Vor allem wollen wir in christlicher Sicht das werdende Leben schützen und die Sterbenden besonders begleiten.Wießler: Wir sind dankbar, dass wir in der Theresienklinik noch einen Krankenhausseelsorger haben, der für das seelsorgliche Gespräch und für die Sakramentenspendung da ist. Darüber hinaus können die Patienten über eine Hörfunkanlage unsere Gottesdienste in der unmittelbar angrenzenden Mutterhauskirche mitfeiern. Auch unsere Ordensschwestern unterstützen die seelsorglichen Dienste. Unsere Patienten wissen, dort leben Ordensschwestern, die sie mit ihrem Gebet begleiten. Als Träger unserer Theresienklinik und eines weiteren ordenseigenen Krankenhauses,St. Josef in Schweinfurt, möchten wir aber auch in der heutigen Krankenhauslandschaft ein Zeichen setzen für den Stellenwert und die Bedeutung christlich geführter Krankenhäuser in unserer pluralen Gesellschaft. Dies kann nur gemeinsam mit und durch das christliche Engagement unserer Mitarbeiter gelingen. Worin sieht Ihre Gemeinschaft Berufung und Ziel ihrer Arbeit?Friedrich: Unsere Spiritualität als Erlöserschwestern ist geprägt von der Frohbotschaft der Erlösung. Genau das ist unsere Berufung, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind und ihnen zu helfen, soweit sie sich helfen lassen. Und die Not hat viele Gesichter. Sie verändert sich durch den Wandel in der gesellschaftlichen Struktur. Not ist zum Beispiel auch Glaubensnot. So wollen wir durch unseren Glauben den Menschen Hoffnung und Zuversicht vermitteln und zu einem gelingenden Leben verhelfen. Wie profilieren Sie sich als kleine Klinik neben den Großen?Wießler: Ein Vorteil der Klinik ist sicher die Überschaubarkeit. Es ist uns wichtig, die Kommunikation unter und zwischen den Mitarbeitern zu fördern und zu unterstützen. Wir wünschen uns eine familiäre Atmosphäre in unserer Klinik und es ist uns wichtig, uns Zeit zu nehmen für das Gespräch mit Patienten und deren Angehörigen. Jeder Patient wird von seinem Facharzt betreut, jede Gebärende von ihrer Hebamme. Die Patienten sollen sich in der „kleinen Theresienklinik“ medizinisch gut behandelt und wohl fühlen. In ihrem Hause gibt es ein Qualitätsmanagement. Was verbirgt sich dahinter?Wießler: Wir haben mit dem Qualitätsmanagement ein Instrument in unserem Hause geschaffen, mit dem wir nicht nur Arbeitsabläufe und Leistungsergebnisse optimieren, sondern auch durchsichtig und überprüfbar machen können. Es gibt uns auch die Möglichkeit, unser wertorientiertes Denken in konkretes Handeln umzusetzen. Friedrich: Es ist natürlich ein großer Wert, wenn sich die Mitarbeiter nicht nur engagieren, sondern sich sogar identifizieren mit ihrer Aufgabe in unserem Krankenhaus und mit unserem Sendungsauftrag. Das ist sehr wertvoll, nicht zuletzt auch auf Zukunft hin. Im Rahmen des Jubiläums gab es in diesem Sommer mehrere Veranstaltungen. Welche war für Sie bisher die schönste?Wießler: Am Tag der offenen Tür am 1. Juni war für mich die wertvollste Erfahrung, erleben zu können, dass die Angestellten unserer Klinik – ganz gleich ob Arzt oder Küchenpersonal – sich so eingebracht haben, als wäre es ihr eigenes Familienfest gewesen. Auch die Patienten gaben viele positive Rückmeldungen. Das war sehr schön. Und daran denke ich gerne zurück. Was steht im Jubiläumsjahr noch auf dem Programm?Wießler: Jetzt freuen wir uns auf den Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten am 26. September, wenn Bischof Friedhelm in der Mutterhauskirche zusammen mit den geladenen Gästen und den Mitarbeitern einen festlichen Gottesdienst feiern wird. Wir werden in einem Festakt noch einmal alles Revue passieren lassen und einen Blick in die Zukunft werfen. Wie sieht dieser Blick für Sie aus?Wießler: Uns ist es besonders wichtig, dass wir – solange noch Ordensschwestern in dieser Klinik wirken können – unseren Sendungsauftrag weitergeben: durch unser Vorbild an unsere Mitarbeiter, durch das tägliche Miteinander und durch gemeinsame Entscheidungen, die von Seiten der Ordensleitung und der Krankenhausleitung getroffen werden. Welchen Wunsch haben Sie beide für die Zukunft der Theresienklinik?Wießler: Wir versuchen, mit dem vielfältigen Angebot der kleinen Belegarztklinik, dem Bedürfnis von heil- und hilfesuchenden Menschen durch eine familiäre, individuelle Atmosphäre und durch persönliche Zuwendung entgegenzukommen.Friedrich: Als Generaloberin wünsche ich uns, dass unsere Theresienklinik noch möglichst lange weiter besteht, dass unsere Mitarbeiter weiterhin so engagiert arbeiten, so dass wir sagen können: „Wir haben eine Klinik mit Herz, die in christlichem Sinne gut geführt wird.“