Die Achse des Altares wurde um 90 Grad gedreht, so dass sich die Gläubigen um den Altar gruppieren können. Dadurch entsteht der Eindruck der Dreischiffigkeit. Die Kirche sei nicht nur ein schönes und stimmungsvolles Gotteshaus, sondern auch eine Oase der Stille, schwärmt Pfarrer Josef Michael Treutlein.
Zu der Blütezeit der Pfarrei zählten die Katholiken mit 10000 Gläubigen zur Bevölkerungsmehrheit im Stadtteil. An diese Zeit kann sich der in Grombühl geborene Domkapitular Hans Herderich gut erinnern. „Das Gemeindeleben war trotz aller Schwierigkeiten einfacher.“ Wenn Herderich von dem Konkurrenzkampf und der Hierarchie unter den Ministranten oder aber von den gemeinsamen Ausflügen erzählt, leuchten seine Augen. Zwei Kapläne kümmerten sich um die zahlreichen Kinder und Jugendlichen. Überhaupt schien manches selbstverständlicher als heute, beispielsweise, wenn man für den Altardienst an Werktagen um sechs Uhr eingeteilt worden war, kam man auch.
3000 Gemeindemitglieder
Heute zählt die Gemeinde 3000 Mitglieder. Insbesondere zwei „Auswanderungswellen“ in Richtung Dürrbach und Lindleinsmühle trugen wesentlich zum Rückgang der Katholiken im Stadtteil bei. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war „Grombühl“ lediglich der Name einer Flurabteilung jenseits des Befestigungswalles und des Glacis der Stadt Würzburg. Als der neue Bahnhof in den Jahren 1863 bis 1869 errichtet wurde, entstand auch in Grombühl die erste Häuserreihe, die Grombühlstraße. Hier wohnten vor allem die Bahnbeamten.
Rasante Entwicklung
Als die Grombühlbrücke 1880 fertiggestellt war, zählte Grombühl 1800 Einwohner, zehn Jahre später waren es bereits 4000 und im Jahr 1900 schon 10000. Darunter waren rund 8000 Katholiken. Damit wuchs auch der Wunsch nach einer eigenständigen Kirche. Zu diesem Zweck wurde der Kirchenbauverein gegründet. Die einzige noch vorhandene Baulücke in der Mitte des Stadtteils sollte 120000 Mark kosten; angesichts der hohen Summe galt das Grundstück zunächst als nicht finanzierbar. Erst durch Stiftungen einer pensionierten Lehrerin (26000 Mark), eines Geschwisterpaares (191280,25 Mark) und eines kinderlosen Ehepaares (90964 Mark) konnte der Bauplatz erworben und der Bau des neugotischen Gotteshauses begonnen werden.Als Architekten verpflichtete man den später als bayerischen Dombaumeister bekannten Dr. Josef Schmitz, der auch St. Adalbero in der Sanderau gebaut hat. Die Festrede zur feierlichen Grundsteinlegung am 19. März 1903 hielt der 34-jährige Theologieprofessor Michael Faulhaber, der spätere Kardinal. Am 9. Juli 1905 wurde die neue Kirche von Bischof Ferdinand Schlör geweiht; erst 1912 wurde die Gemeinde von der Mutterpfarrei Stift Haug unabhängig.
Düsteres Kapitel 1945
Die Brandnacht vom 16. auf den 17. März 1945 machte auch die Pfarrkirche St. Josef zur Ruine, das Pfarrhaus und den Josefssaal zum Schutthaufen. Obwohl die Gemeinde sofort nach der Zerstörung mit dem Wiederaufbau begonnen hat, machte die Kirche doch jahrelang den Eindruck einer trostlosen Ruine. Der Wiederaufbau zog sich über zehn Jahre hin. Die Gründe dafür waren vielfältig. Zum Beispiel musste jeder Bau genehmigt, das Material amtlich zugewiesen werden. Nur jene Kirchen bekamen Material, die unter Denkmalschutz standen.Das war bei der Josefskirche nicht der Fall. Man wusste sich dennoch zu helfen: Bis zur Währungsreform im Juni 1948 schuf man das gesamte Material sozusagen „schwarz“ herbei. Die Kirche wurde in den 70er Jahren umgebaut, 1984 renoviert. Seit dem vergangenen Jahr wird der Kirchturm nachts angeleuchtet.
Weihbischof segnet "Maria am Stein"
Im Jubiläumsjahr gönnt sich die die St. Josefsgemeinde aus Grombühl etwas: Für 60000 Euro hat sie die bisherige „Werktagskapelle“ zu einem ansprechenden Sakralraum für kleinere Gottesdienste umgestaltet. Die Kapelle, die am 24. Juli von Weihbischof Helmut Bauer gesegnet.wird, trägt dann den Namen „Kapelle Maria am Stein“. Mit der Namensgebung erinnert man an Würzburgs bekannteste Weinlage dem „Würzburger Stein“, die im Stadtteil liegt; zugleich verbindet man mit dem Namen die Tradition der große Marienverehrung, die in der Stadt am Main lebendig ist. „Die Kapelle wird ein Schmuckstück sein. Viele Menschen werden diesen Ort entdecken und zum Innehalten nutzen“, ist sich Pfarrer Josef Michael Treutlein sicher.