Erst einmal: Hinfinden. Durch den massiven Torbogen am Eingang des Bistums-Medienhauses am Würzburger Kardinal-Döpfner-Platz. Links abbiegen, den Innenhof durchqueren, durch die Glastüre schreiten… dann öffnet sich in der Katholischen Büchereifachstelle (KBF) mit ihrer Austauschbücherei die Welt der Medien mit Regalen voller Belletristik, Kinderbücher und Fachliteratur. Neben dem Eingang lädt eine Sitzecke zum Schmökern ein. Pflanzen und viel Sonnenlicht sorgen für eine wohlige Atmosphäre. Und zwischen den Regalen oder am Schreibtisch ist immer eines der neun Teammitglieder der KBF ansprechbar.
Beruf(en) für die Bücherei
Einer davon ist Fachstellenleiter Elias Huisl. Der 26-Jährige ist in der Nähe von Karlstadt aufgewachsen und hat in der Stadtbücherei Würzburg die Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste absolviert. So war er auch an der Planung der Stadtteilbücherei am Hubland beteiligt. Von 2020 bis 2022 war Huisl in der Stadtbücherei Karlstadt beschäftigt. Danach übernahm er die Leitung der Stadtbücherei im baden-württembergischen Pfullingen, bevor es ihn im Sommer 2024 zurück in die unterfränkische Heimat zog.
Nun also die Katholische Büchereifachstelle inklusive der Gesamtkoordination aller 199 Katholischen Öffentlichen Büchereien im Bistum. Die sind für Elias Huisl weit mehr als Ausleihstationen: „Ein Pastoraler Ort, der noch gut frequentiert ist, in dem viele ihren ersten Kontakt zur Kirche haben, oder über den sie ihren Kontakt noch halten.“ Ein niederschwelliger Treffpunkt, in dem weder Kirchenzugehörigkeit, sozialer Status noch Herkunft zählen. Und ein Ort ohne Konsumzwang – aber dennoch mit aktuellem und ansprechendem Angebot.
Elias Huisl erklärt: „Als ich vor zehn Jahren in den Beruf eingestiegen bin, wurden vor allem CDs und DVDs ausgeliehen. Das allgegenwärtige Streaming sorgt nun dafür, dass diese Medien langsam aus den Büchereien verschwinden.“ Ein neuer Trend: Tonies, kleine Figuren, die Hörspiele abspielen. Brettspiele sind derzeit sehr gefragt, ebenso Alltagsgegenstände zum Ausleihen, die sogenannte Bibliothek der Dinge.
Welche Medien gefragt sind
Eine weitere aktuelle Ergänzung ist die Leihe elektronischer Medien, wie das E-Paper der Tageszeitung. Und: „Das gedruckte Buch läuft immer gut.“ Mal abgesehen von Sachbüchern. Denn um deren Bestand aktuell zu halten, ist mehr Geld und Fachwissen nötig, als kleine Büchereien im Normalfall zur Verfügung haben. Hier kann die KBF zumindest mit einem großen Bestand unterstützen. Und natürlich steht sie allen Mitarbeitenden der Katholischen Öffentlichen Büchereien der Diözese beratend zur Seite – egal ob es ums schnelle Klären organisatorischer Fragen per Telefon geht oder einen Besuch vor Ort, um beispielsweise gemeinsam die Räume ansprechender zu gestalten.
Wertschätzung fürs Ehrenamt
Die Beschäftigten in den Büchereien des Bistums sind größtenteils ehrenamtlich tätig. Doch es gibt auch bezahlte Minijobs oder Vollzeitstellen. Denn die Bibliothekslandschaft ist vielfältig, reicht von der Gemeindebücherei, die nur sonntags nach dem Gottesdienst geöffnet ist, bis zur gemeinsamen Kommunal- und Kirchenbücherei mit Festangestellten – wie zum Beispiel in Obernburg, Mainaschaff oder Miltenberg.
95 Prozent der Mitarbeitenden sind Frauen, der Großteil teilt sich den Weg ins (Ehren-)Amt: Sie sind mit den eigenen Kindern in die Büchereien gekommen, haben dort nach den ersten Medien für den Nachwuchs gestöbert, sich schließlich engagiert. Mit Wertschätzung und attraktiven Angeboten versucht das Team der KBF alle bei der Stange zu halten, fährt gemeinsam zur Leipziger Buchmesse oder organisiert Leseabende exklusiv für die Ehrenamtlichen.
Lesungen, schulische Veranstaltungen und diverse anderen Events locken Besucherinnen und Besucher in die Büchereien. So las Bischof Dr. Franz Jung kürzlich am bundesweiten Vorlesetag in der Katholischen Öffentlichen Bücherei Kürnach (wir berichteten in Ausgabe 30/2024).
Weiterbildung auf allen Ebenen
Für all das muss das Personal ausgebildet sein. Immer weniger gefragt ist die Leseratte, die aus reiner Liebe zur Literatur am Tresen steht und sich am liebsten hinter Buchdeckeln verkriecht. „Verwaltung, Vermarktung, Veranstaltung – das sind die neuen Hauptaufgaben“, erklärt Elias Huisl, der deshalb mit der KBF regelmäßig Kurse zu den Themen Veranstaltungsmanagement und Medienkompetenz anbietet.
Er selbst bildet sich derzeit im berufsbegleitenden Studiengang Informationsmanagement an der Hochschule Hannover weiter. Daneben ist Huisl als Trompeter in verschiedenen Musikvereinen im Raum Würzburg aktiv und dafür viel unterwegs.
Sein Arbeitsweg dagegen ist denkbar kurz: Er wohnt oberhalb der Büchereifachstelle im gleichen Haus. Gute Voraussetzungen, um immer am Ball zu bleiben.
Sebastian Haas
Die Katholische Büchereifachstelle (KBF) mit ihrer Austauschbücherei unterstützt die Katholischen Öffentlichen Büchereien (KÖB) der Diözese in ihrer Verwaltung und unterbreitet medienpädagogische Angebote für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort. Einzelpersonen können hier keine Medien ausleihen, das ist den KÖB-Teams vorbehalten. Die lassen sich zum Beispiel einzelne Bücher zukommen – oder sie machen einen Betriebsausflug zum Kardinal-Döpfner-Platz und nehmen kistenweise Medien mit in ihre Büchereien. Alle Informationen zur KBF online auf kbf.bistum-wuerzburg.de.