Tausende Kinder bereiten sich auch in diesem Jahr im Bistum Würzburg auf ihre Erste Heilige Kommunion vor. Damit machen sich nicht nur die Kinder, sondern auch deren Eltern auf einen spannenden Weg – einen Weg, der zu tieferer Gemeinschaft mit Gott und einem lebendigen Christsein in der Gemeinde führen soll. Wie Kommunion-Vorbereitung heute abläuft, welche Materialien es gibt, wie eine Gruppenstunde aussehen kann, wie man Kinder zum Sakrament der Beichte hinführen kann und schließlich den großen Tag selbst, schildert Ihnen in den nächsten Wochen unsere Mitarbeiterin Anja Legge. Dabei schöpft sie auch aus den Erfahrungen, die sie momentan bei der Vorbereitung ihrer eigenen Tochter auf die Erstkommunion sammelt.
Knapp 225000 Kommunionkinder gab es laut Statistik der Deutschen Bischofskonferenz im Jahr 2010 in Deutschland; allein im Bistum Würzburg waren es rund 7600. Damit gehen beinahe alle katholisch getauften Kinder auch zur Erstkommunion. Eine Zahl, die durchaus zu Hoffnungen berechtigt. Doch wirft man einen Blick in Internetforen, Ratgeber-Communitys und Web-Blogs, hat man den Eindruck, dass viele Menschen gar nicht mehr genau wissen, was Erstkommunion überhaupt bedeutet. Immer wieder wird dieses Sakrament auf ein großes Fest im weißen Kleid und mit vielen Geschenken reduziert.
Heimisch werden im Glauben
„Die Erste Heilige Kommunion ist in Wirklichkeit sehr viel mehr als ein einmaliges Ereignis“ widerspricht Dr. Harald Fritsch, seit 2006 Pfarrer im Würzburger Stadtteil Lengfeld. Auf ihrem Weg zur Erstkommunion und durch den Empfang des Sakraments der Eucharistie sollen die Kinder „ihre Beziehung zu Jesus lebendig erfahren und intensivieren“ und „heimisch werden im christlichen Glauben und in ihrer Gemeinde“, sagt er. Derzeit bereiten sich in den beiden Kirchengemeinden St. Laurentius und St. Lioba 41 Kinder auf den Empfang der Erstkommunion vor. Begleitet und unterstützt werden sie dabei von den beiden Seelsorgern Dr. Harald Fritsch und Salesianer-Pater Manfred Hofmann sowie engagierten Gruppenmüttern und -vätern. „In kleinen Gruppen werden die Kinder auf die Mahlgemeinschaft mit Gott hingeführt“, erzählt Pfarrer Fritsch. Während einige Gemeinden auf die gängigen Materialien aus dem Buchhandel (siehe Infokasten) zurückgreifen, arbeitet man in Lengfeld mit einem Konzept, das vom langjährigen Diakon Werner Trenkamp stammt. Unter einem jeweiligen Jahresmotto – in diesem Jahr ist es das Labyrinth – erarbeiten die Kinder gemeinsam mit den Katecheten in sechs bis acht Gruppenstunden unter anderem die Themen Taufe, Formen des Gebetes, die Begegnung mit Jesus in der Bibel, Aufbau und Sinn des Gottesdienstes sowie das Geheimnis der Wandlung von Brot und Wein. Außerdem steht ein Tag der Versöhnung auf dem Programm, an dem die Kinder behutsam auf das Sakrament der Beichte hingeführt werden sollen. Erfahrung von Gemeinschaft
Der auf Gespräch, Gemeinschaft und Ganzheitlichkeit abzielende Kurs soll alles andere als nur „ein paar extra Religionsstunden“ sein. Zwar habe der Religionsunterricht der dritten Klasse durchaus unterstützende Funktion, sagt Harald Fritsch; die Kommunionvorbereitung selbst sei jedoch „weit mehr als ein schulisches Lernfeld, das nach Lehrplan bearbeitet werden kann“. „Was zählt, ist die lebendige Erfahrung von Gemeinschaft – in der Gruppe, in der Familie, in der Gemeinde“, konkretisiert er. Die zentrale Erfahrung der Weggemeinschaft und die Verbundenheit im Glauben sollen auch in den Gruppenstunden immer wieder zum Ausdruck kommen; ein schönes Symbol dafür ist das gemeinsame Gestalten der Gruppenkerze, die bei jeder Gruppenstunde entzündet wird. Darüber hinaus legen Fritsch und Hofmann großen Wert darauf, dass die Inhalte der Katechese-Stunden mit dem eigenen Leben in Verbindung stehen. „Das ist wie mit dem Schwimmen-Lernen“, illustriert Fritsch: „Die Gruppenstunde ist nur die Trockenübung, gelebt wird der Glaube aber in der Gemeinde.“ Deshalb legen beide Seelsorger den Eltern immer wieder den Besuch des Sonntagsgottesdienstes ans Herz; gerade die Familiengottesdienste, die dank zweier Kirchen sogar zwei Mal im Monat stattfinden, könnten dazu beitragen, dass sich die Kinder und ihre Familien im Gottesdienst zunehmend heimisch fühlen. Dem Geheimnis näher kommen
Ein ganz wichtiges Anliegen ist den Hauptamtlichen schließlich auch der Kontakt zu den Eltern. Die beiden Seelsorger würden sich wünschen, dass möglichst viele Eltern die Kommunionvorbereitung ihres Kindes als „Aufbruch für ihren eigenen Glauben erleben, ihre Zugehörigkeit zur Gemeinde spüren und den Glauben neu als Weg zum Leben entdecken“. „Im Kurs vermitteln wir den Kindern ja nicht etwas, was wir schon längst durchschaut haben, sondern der Glaube bleibt ein großes Geheimnis, dem wir so wieder ein Stück näher kommen können.“ Damit möglichst viele Eltern diese Chance zur Neuentdeckung wahrnehmen können, laden Fritsch und Hofmann zu zwei Themenabenden ein, an denen sich die Eltern mit der Frage nach dem eigenen „Gottesbild“ beschäftigen und der Frage nach „Schuld und Vergebung“ nachgehen können. Der Herausforderung stellen sich in Lengfeld heuer die meisten Eltern zum ersten Mal. Meist sind es die Mütter, die sich als Katechetin zur Verfügung stellen. Eine von ihnen ist Doris Wildner, die sich die Vorbereitung mit anderen Müttern teilt. Sie wünscht sich, dass die Erstkommunion für ihren Sohn Felix ein „weiterer Schritt zum bewussten Christ-Sein“ ist und eine „Chance, um Nähe zur Kirche aufzubauen“. Zum ersten Vorbereitungstreffen ist sie mit einer Mischung aus Neugier und Vorbehalten gegangen – denn die Katechese durch die Eltern ist für Doris Wildner Neuland. „Da meine eigene Kommunionvorbereitung noch vom Pfarrer vorgenommen wurde, habe ich mich gefragt, was der Pfarrer wohl von uns erwarten könnte.“ Am Ende der ersten Stunde ist sie jedoch zuversichtlich: „Das ist durchaus machbar und auch ich kann noch so manches dazulernen“, lacht sie. Auffrischung für den eigenen Glauben
Auch Julia Rollmann kam ohne feste Erwartungen zum Vorbereitungstreffen. Obwohl die 29-Jährige bereits ihr zweites Kind zur Erstkommunion begleitet, hatte sie die Befürchtung „dass es zu theologisch und abgehoben werden könnte“. Diese Sorgen sind am Ende des Treffens hinfällig: „Das Konzept enthält gute Themen, es ist praxisnah, informativ und kindgerecht“, urteilt sie. Auch sie will die intensive Beschäftigung mit Glaubensfragen als „Auffrischung für ihren eigenen Glauben“ nutzen. Für ihre Tochter Hanna wünscht sie sich, dass sie in den nächsten Wochen und Monaten die froh machende Gemeinschaft mit anderen erfahren darf. „Es ist etwas sehr Schönes, sich gemeinsam mit Freunden vorzubereiten, über den Glauben zu reden und Neues zu entdecken.“ Für sie sind der Vorbereitungskurs und das Fest der Erstkommunion eine wichtige Grundlage für den Glauben und eine weitere Etappe auf einem langen Weg – einem Weg mit und zu Gott. Tipps im Netz
Eine gute Erstinformation findet sich auf den Internetseiten des Bistums Würzburg. (Die Adresse „www.bistum-wuerzburg.de“ eingeben, dann weiter auf „Glauben/Sakramente“ und dort das Stichwort „Eucharistie“ auswählen) Darüber hinaus informieren auch andere Internetseiten über das Thema: So findet man unter „www.erstkommunion.de“ nicht nur eine Fülle von Antworten auf Fragen, die Kommunioneltern bewegen, sondern auch Tipps zur Vorbereitung und Festgestaltung sowie eine Zusammenstellung der bekanntesten Arbeitsmappen. Zahlreiche Buchtipps bietet die Internetseite „www.familienkatechese.de“ von Prof. Albert Biesinger von der Universität Tübingen.