Auf der Landkarte ist der Pazifikstaat Papua-Neuguinea leicht zu finden. Er liegt nördlich von Australien, nur wenige Flugstunden von dort entfernt. Doch Gesellschaft und Kultur beider Länder sind grundverschieden. In Papua-Neuguinea sind über 800 ethnische Gruppen mit eigenen Sprachen beheimatet. Die Stämme prägen die Menschen, während sich gleichzeitig die Wirtschaftsinteressen und Wertvorstellungen des Westens ausbreiten. Papua-Neuguinea befindet sich in einem Umbruch. Auch deshalb steht das Land im Blickfeld des Monats der Weltmission im kommenden Oktober. Insbesondere die Leistungen und Schicksale von Frauen sollen Beachtung finden.
Von der Moderne überrollt
„Dieses Land mit seinen vielen Kulturen und Völkern wird brutal von der Moderne überrollt.“ So drückt es Alexander Sitter aus, Referent bei der Würzburger Diözesanstelle Weltkirche. Brutal deshalb, weil bei Stammeskriegen moderne Schnellfeuergewehre die rituellen Kämpfe der Vergangenheit abgelöst haben. Die Gewalt zwischen den ethnischen Gruppen nimmt in Papua-Neuguinea seit Jahren zu. Hinzu kommt der Klimawandel, der auch in der Pazifikregion wegen des steigenden Meeresspiegels menschliche Existenzen gefährdet. Auf Einladung des katholischen Missionswerks missio München werden im Monat der Weltmission Gäste aus Papua-Neuguinea über die Nöte und Hoffnungen der Menschen dort berichten. Zwei Ordensfrauen, eine Umweltaktivistin und ein Ordensprovinzial werden in den bayerischen Diözesen und der Diözese Speyer unterwegs sein. Im Bistum Würzburg wird Arnold Schmitt, Pater bei den Missionaren von Mariannhill, Ansprechpartner für Schulen und Gemeinden sein. Über Armut, Gewalt, Umweltzerstörung und soziales Engagement kann Pater Arnold aus erster Hand berichten. Der gebürtige Aschaffenburger lebt seit 25 Jahren in Papua-Neuguinea und sorgt dafür, dass Menschen Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung haben.
Durch den engen Kontakt zu Pater Arnold hat Weltkirche-Referent Sitter einen Eindruck von den Lebensbedingungen der Menschen in Papua-Neuguinea. „Spannend finde ich, dass die Kirche im Land versucht, ein vorhandenes Wertekorsett umzuknüpfen. Angesichts des verbreiteten Glaubens an Hexen und Mythen ist die Kirche aufklärerisch tätig. Sie vermittelt, dass das Leben der Menschen in der Hand eines Gottes ist, der es gut mit ihnen meint. Nicht in der Hand böser Mächte.“ Eine solche Aufklärungsarbeit ist nötig, denn in Papua-Neuguinea schweben Frauen in Gefahr, als Hexen verfolgt, misshandelt und getötet zu werden. Obwohl rund 90 Prozent der über 10 Millionen Einwohner des Landes Christen sind. Gut ein Viertel der Bevölkerung gehört der katholischen Kirche an. Da von 1884 bis zum Ersten Weltkrieg Teile Papua-Neuguineas eine deutsche Kolonie waren – damals unter dem Namen „Kaiser-Wilhelms-Land“ –, kamen viele Missionare aus Deutschland.
Ökumenisches Miteinander
Im Bistum Würzburg laufen die Vorbereitungen für den Monat der Weltmission bereits seit der ersten Jahreshälfte. Denn in diesem Jahr ist das Bistum Gastgeber der zentralen Abschlussfeierlichkeiten von missio München. Am 26. Oktober um 17 Uhr wird in der Evangelischen Stadtkirche Kitzingen ein ökumenischer Gottesdienst mit dem Thema Papua-Neuguinea gefeiert. Daran nehmen der Präsident von missio München, Monsignore Wolfgang Huber, die evangelische Regionalbischöfin Gisela Bornowski und Bischof Dr. Franz Jung teil. Diese ökumenische Feier ist den Verantwortlichen wichtig, denn die evangelische Kirche engagiert sich stark für den Pazifikstaat. In Bayern gibt es rund 30 Partnerschaften von evangelisch-lutherischen Dekanaten und Institutionen mit Papua-Neuguinea. Etwa 20 Prozent der dortigen Bevölkerung gehören der evangelisch-lutherischen Kirche an.
Ein Land mit Stolz präsentieren
Am 27. Oktober um 10 Uhr folgt der Pontifikalgottesdienst zum Abschluss des Monats der Weltmission mit Bischof Jung im Würzburger Kiliansdom. Dieser Tag ist im kirchlichen Kalender als Weltmissionssonntag vermerkt. International wird in Gottesdiensten für Projekte kirchlicher Missionswerke gesammelt. Nach der Feier im Dom werden sich die Gäste im Würzburger Burkardushaus versammeln, wo missio München den Pauline-Jaricot-Preis vergibt (siehe Spalte rechts).
Zusätzlich zu den Feiern am letzten Oktoberwochenende wird der gesamte Monat Oktober im Bistum Würzburg von Papua-Neuguinea geprägt sein. Die Veranstaltungsreihe eröffnen missio München und die Diözesanstelle Weltkirche am 2. Oktober bei der Nacht der offenen Kirchen in Würzburg (siehe dazu Seite 21). Zwischen 19 und 23 Uhr werden im Würzburger Dom Bilder aus Papua-Neuguinea gezeigt und erläutert. Diese Fotos stammen von Mission EineWelt, dem Missionswerk von Bayerns evangelisch-lutherischer Landeskirche in Neuendettelsau.
Außerdem erleben Besucher eine in Papua-Neuguinea produzierte Klang-Bild-Installation, die Pater Brian Nonde hergestellt hat. Pater Nonde stammt aus Sambia und lebt als Angehöriger der Missionare von Mariannhill in Papua-Neuguinea. Anlässlich des dortigen Besuches von Papst Franziskus in diesem September sagte Nonde im Gespräch mit „Vatican News“, dass Papua-Neuguinea aus seiner Sicht manchmal aus purem Unverständnis negativ dargestellt werde. Er selbst habe niemals liebevollere, freundlichere und gastfreundlichere Leute kennengelernt als die Bewohner dieses Landes.
Weltkirche-Referent Sitter betont: „Uns war wichtig, eine Klang-Bild-Installation aus Papua-Neuguinea selbst zu bekommen. Pater Nonde ist mit dem Land eng verbunden. Wir wollten nicht, dass ein Europäer dorthin reist und das Land betrachtet. Ein im Land Lebender soll die Möglichkeit haben, die Einheimischen und ihre Lebensformen mit einem gewissen Stolz zu präsentieren.“
Franziskanerinnen beteiligen sich
Einen missio-Frauen-Abend zum Monat der Weltmission planen zudem die Oberzeller Franziskanerinnen, der Diözesanverband des Katholischen Deutschen Frauenbundes, die Fachstelle Frauenseelsorge und das Ökumenische Frauengottesdienstteam Würzburg. Am11. Oktober um 19 Uhr wird im Kloster Oberzell eine Frauenliturgie gefeiert, bei der starke Frauen aus Papua-Neuguinea im Zentrum stehen. Ab 20 Uhr wird Dr. Birgitta Bauer, die als Gynäkologin viele Jahre in Papua-Neuguinea tätig war, das Land vorstellen und für Nachfragen bereitstehen. Anmeldung bis 9. Oktober unter frauenseelsorge@bistum-wuerzburg.de.
Ulrich Bausewein
Gemeinden und Schulen, die Pater Arnold Schmitt einladen möchten, können Kontakt aufnehmen über weltkirche.bistum-wuerzburg.de.